Alles in Ordnung...

...  fragt mich ein freundliches, weibliches Gesicht mit Brille auf der Nase, und einer seltsamen grünen Duschhaube auf dem Kopf und drückt mir den Arm. Nur mühsam presse ich ein "Ja" durch die Lippen.

- ALLES IN ORDNUNG? -
- NEIN!!!! -

Nichts ist in Ordnung. Was soll schon in Ordnung sein? Ich liege hier auf ´ner Pritsche mit Rollen an den Füßen, in einem Raum- passend zur Duschhaube grün gekachelt - splitterfasernackt, nur mit einem leichten Tuch bedeckt, und warte auf das jüngste Gericht.

Gegen die kleine Träne, die sich aus meinem Augenwinkel den Weg nach unten bahnt, kann ich gar nichts tun.

Um mich herum hektisches Gewusel. Andere Duschhauben huschen vorbei. Zwischendurch Gesprächsfetzen: "..tief durchatmen, immer schön atmen..." Spricht die Duschhaube mit mir? Nein.

Ein anderes Gesicht taucht in meinem Blickfeld auf und sagt: "Hallo, alles o. k.?" Immer noch nicht, wieder eine Träne, aber das Gesicht habe ich wenigstens erkannt. Also nicht mehr ganz so allein. "Ich werde auch dabei sein." sagt die bekannte Duschhaube, und ist schon wieder weg. Prima.

Normalerweise sollte ich davon nichts mehr mitbekommen. Aber wie schon mal -und demnächst übrigens schon wieder- hat die "Scheiß- egal- Pille" bei mir nicht gewirkt. Wäre ja auch zu schön gewesen.

- ICH WILL HIER WEG -

Kurz überlege ich, ob ich nicht einfach der nächst besten, vorüberhuschenden Duschhaube sage, sie sollen mich einfach wieder rausrollen.

- NUR WEG HIER -

Den ganzen Scheiß auf unbestimmt verschieben. Hab´s mir halt anders überlegt. FERTIG. Aber leider ist da aufgeschoben nicht aufgehoben. Wieder eine Träne. Wo kommen die bloß alle her?

Völlig ausgeliefert in fremden Händen. Nichts kann ich tun, um es zu ändern. Nur abwarten. Warum dauert das so lange? Und wieder: "...liegen bleiben... schön tief durchatmen... ja... so ist es richtig..." Na super, stirbt da vielleicht grade jemand? Nur drei Meter von mir weg? Ein leichtes Stöhnen ist die Antwort.

Hallo, kann mir mal bitte jemand die Hand halten? Kann mich mal bitte jemand beruhigen? Warum ist mein Freund nicht hier? Das würde mich jetzt wirklich beruhigen. Und wenn ich nicht mehr aufwache, hätte ich ihn wenigstens noch mal gesehen. Ich schließe kurz die Augen, und schon taucht sein liebes Gesicht auf und zwinkert mir mit lieben Augen zu. Ja, hab´ Dich auch so lieb´. Eine Sekunde dem Wahnsinn entglitten.

"So, dann wollen wir mal!" Was denn? Geht´s jetzt richtig los? Oh, das zweite bekannte Gesicht. "Ich lege ihnen dann mal den Zugang." Was? Diese dicke Nadel soll in meinen Handrücken?

- OH, GOTT -

Das tut sooo weh. Aua, aua, aua, nimm den Scheiß wieder weg. Zieh´s raus! Zu spät.

- ICH WILL DAS NICHT. WEG DAMIT -

"Dann kommt schon mal die erste Dosis." Sekunden später wird mir ziemlich merkwürdig. Mein Hirn schlingert. PANIK. Seltsam, Augenflattern. Aber immer noch wach. Leider.

Nun scheint es endgültig loszugehen. Die Duschhaube mit der Brille kommt zurück, mit einer anderen Pritsche mit Rollen an den Füßen. O.k., Pritschenwechsel. Warum ist da rechts so´n komisches, dickes Lederband dran? Werde ich etwa festgeschnallt? Kurze Bilder von Reportagen über den "Giftspritzentod" huschen durch mein Hirn. Wo kommen die denn jetzt plötzlich her?

- HILFE -

Da werde ich schon in den Schlachtraum gerollt. Riesige Scheinwerfer an der Decke, Sauerstoffflaschen, so groß, wie nie zuvor gesehen. Eine vermummte Gestalt bereitet Tupfer vor und prüft noch mal die Skalpelle. Seltsame Gerätschaften liegen auf einem Tisch. Etwa wegen mir?

Und tatsächlich, ehe ich mich versehe, ist mein Arm rechts festgeschnallt. Damit er nichts böses tut. Links kommt er auf eine Ablage.

- HILFE -

Hinter einer Tür warten schon die Schlachter auf ihren Auftritt, ich kann sie durch ein Fenster sehen. Wieder eine Dosis, überall grüne Kacheln.

- ICH WILL NICHT DIE AUGEN ZUMACHEN -
- NEIN -
- LASST MICH GEHEN-

Dazu ist es wohl nun endgültig zu spät. Was, ich hänge schon am Tropf? Was ist denn das für´n Zeug? Ist das auch o. k? Noch ein Schwall Narkosemittel. Hinter der Tür wird immer noch gewartet. Die sehen eigentlich ganz fröhlich aus. Kämpfe, sage ich mir, zeig´s ihnen, so leicht bist du nicht auszuknipsen.

- AUGEN AUF -
- LOS -

    back